Einleitung


Boilies selbst zu machen, dafür gibt es mehrere Gründe.
Der eine will einfach ein bisschen Geld sparen. Der andere traut den Herstellern nicht und will selbst bestimmen was in welchen Mengen im Mix vorhanden ist. Wieder anderen macht es einfach Spass, sich einen eigenen Köder zu kreieren, denn kein Anderer benutzt. Für den nächsten ist es eben etwas ganz besonderes wenn die Fische den selbst gemachten Boilie annehmen. Und bei vielen ist es auch die Mischung aus all dem.

Und da sind wir auch schon beim Stichwort "Mischung".
Gerade für Einsteiger ist es enorm schwer, sich mit all den Zutaten die es gibt, zurecht zu finden und daraus einen "guten" Boilie" zu kreieren. Bei der Vielfalt der Zutaten ist es auch nicht ganz einfach zu sehen (erahnen) welche Zutat im Mix / Boilie nachher was bewirkt.
Und dem wollen wir hiermit, einfach etwas Abhilfe verschaffen.

In den Threads vorab, sind die Zutaten, mit deren Eigenschaften ja schon mal vorab aufgezählt worden. Aber das alleine hilft dem Selfmade Roller noch nicht wirklich.

Die Frage ist, wie soll ein Boilie aussehen, was soll er beinhalten?
Schaut man sich einmal die natürliche Nahrung des Karpfens an, fällt eines auf. Diese besteht zum aller größten Teil aus tierischen Proteinen. Auch aus wissenschaftlichen Untersuchungen heraus, weiß man, daß Proteine eine große Rolle in der Nahrung der Karpfen dar stellt. Das liegt daran, daß Fische für ihr Wachstum einen Bedarf an Aminosäuren haben. Und Aminosäuren sind wiederum, die Bausteine der Proteine. Wer dazu mehr wissen möchte sollte sich z.B. die Dissertation von Kay Benkendorff vom Nov. 2004 an der Uni Göttingen mal durchlesen. Aber Achtung, das ist sehr wissenschaftlich aufgebaut. Für uns 0815 Angler ist es nicht ganz einfach zu verstehen.
Unterm Strich ist es aber so, daß ein Proteingehalt von ca. 30 % empfohlen wird. Dabei ist es auch so, daß Marine Protein eine andere (bessere) Aminosäurenzusammenstellung haben als pflanzliche Proteine. Die Fische können Marine Proteine, besser verwerten. Eigentlich auch ganz logisch, sonst würde der Karpfen in Natura auch eher Vegetarier sein.
Interessant zu Wissen ist auch, das Fische sogar über Ihre Haut, Geruchs und Geschmackstoffe aufnehmen können. Ob sie diese Fähigkeit auch direkt zur Nahrungssuche verwenden, kann ich jetzt nicht genau beurteilen. Nichtsdestotrotz, spielen wasserlösliche Aminosäuren eine entscheidende Rolle, wenn es um die spätere Lockwirkung der Boilies geht.

Demnach ist ein Boilie (Mix) der auf Fischmehlbasis beruht, die Idealform für die Karpfen.
Jedoch muss man auch betrachten, daß Boilies kein Alleinfutter, geschweige den Naturnahrung sind, sondern daß diese dem Karpfen nur als Nahrungsergänzung dienen.

Ausserdem muss man beachten, daß die Fische nicht nur Proteine benötigen. Auch deren Energiebedarf muss gedeckt sein. Das funktioniert am einfachsten über Kohlehydrate welche vorwiegend in pflanzlichen Mehlen vorhanden sind.

Aber auch Fette, Vitamine und Mineralstoffe gehören dazu. Daher sollte ein Köder prinzipiell gut ausgewogen konzipiert sein.

Bei der Erstellung eines Mixes sollte man all diese Punkte beachten.
Daher hat sich eine pauschale Mixaufteilung ergeben, die in etwa wie folgt aus sieht:

ca. 30 - 50 % Proteine
ca. 30 - 60 % Kohlehydrate
ca. 5-10 % Fett
ca. 5 % Rohfaser

Man muss hier immer beachten, daß das die Werte des Mixes sind. Wenn nachher bei der Zubereitung des Teiges, die Eier dazu kommen, verschieben sich die anteiligen Werte nach unten. Das ist ähnlich wie beim Whiskey Cola. Pur hat der Whiskey gut 50 % Alkohol. Macht man daraus einen Whiskey - Cola, sinkt der Alkoholgehalt deutlich.


Nachdem jetzt aufgezeigt ist, wie die Mischungsverhältnisse in etwas aussehen sollten, kann man nun etwas detaillierter werden.
Dabei muss man zuerst wissen, was man später für einen Boilie haben möchte.

Boilies die z.B. mit viel Kohlehydraten gemacht werden, haben die Eigenschaft schlechter verdaubar zu sein. Sie passieren also die Darmpassage etwas schneller. Die Fische werden nicht ganz so arg gesättigt, da ein Teil wieder unverdaut ausgeschieden wird.
Wer nun über längere Zeit einen Futterplatz aufbaut (und beibehält), sollte diese Boilies eher weniger verwenden. In dem Fall sollte man Boilies verwenden die gut verdaubar sind, und einen höheren Proteingehalt haben.
Wer nicht über einen längeren Zeitraum vorfüttert und eher mit Tagestrips am Angeln ist, kann aber Boilies mit höherem Kohlehydratgehalt gut verwenden. Das heißt allerdings nicht, daß man bei diesen Boilies auf Proteine verzichten soll / kann.

Dann kann man Boilies auch so machen, daß diese eine schnelle (Instant) Lockwirkung haben. Wie Eingangs bereits erwähnt können Fische die löslichen Aminosäuren sehr gut im Wasser war nehmen. Und daher ist es klar von Vorteil den Boilies so zu konzipieren, daß man später keine zugekleisterte Kugel im Wasser hat, sondern, daß diese Boilies ihre Lockstoffe an Wasser abgeben können. Wasser dringt in die Boilies ein und wäscht damit die löslichen Lockstoffe heraus, die dann im Umgebungswasser des Boilies angereichert sind.

Aber auch hier gibt es zwei Seiten der Medaille. Ist der Boilie nachher zu löslich, weil man zu viel Lösliche zutaten drin hat. Hält er nicht lange am Haar und er wird für gefräßige Krebse und Weisfische eine leichte Beute. Da kann es schon passieren, daß man morgens eine boilielose Montage aus dem Wasser kurbelt. Daß darauf kein Fisch beißt, ist auch klar.
In diesen Fällen bietet es sich an, einen Härter in den Mix zu geben.
Auch für Angler, die daher gerne Boilies einsetzen die nachher Steinhart werden, um den Köder auch mal 48 oder mehr Std. am Platz liegen zu lassen, sind diese Härter nützlich.

Man muss nur bedenken, daß die Zugabe dieser Härter, wieder kontraproduktiv auf die Löslichkeit wirkt.


Anhand der ganzen Zutaten hat man die Möglichkeit, sich eine Boilie zu erstellen, der genau dem entspricht was man sucht. Genau diese Möglichkeit hat man Readymades eben nicht.
Allerdings muss man auch hier bedenken. Es dauert eine Zeit, bis man versch. Mixzusammenstellungen ausprobiert hat und daher auch genau weiß, wie sich welche Zutat im Mix bzw. Boilie wie verhält.

Als Einsteiger gibt es eigentlich zwei Möglichkeiten.

1.
Man fängt ganz langsam, mit ganz einfachen Mixen an und erarbeitet sich von Mix zu Mix mehr Erfahrung, indem man diese Stück für Stück abändert und modifiziert.

2.
Man kauft sich zum Anfang gleich viele, viele Zutaten zusammen und beginnt mit diesen Zutaten, viele versch. Mixe zu erstellen. Immer in Kleinmengen von 400 - 500 Gramm. So kann man sehr viel ausprobieren und schnell Erfahrung sammeln. Allerdings sollte man seine Mixentwürfe gut dokumentieren, so daß man später noch ganz genau weiß, was man da zusammengemischt hat und wie der Boilie schließlich wurde.
Hierbei ist noch eines wichtig. Es ist sehr empfehlenswert, sich vorab ein wenig in die Materie einzulesen und sich an grundlegende Empfehlungen von erfahrenen Selbstrollern zu halten, sonst kann es passieren, daß Zutaten vermischt werden, die unmöglich ein gutes Ergebnis hervor bringen können.

Nun aber genug der Allgemeinen Theorie, interessanter sind doch die vielen versch. Mixe man so machen kann.



Bei mir hat sich über die Jahre hinweg einen Basismix herauskristallisiert, den ich zu 90 % als Grundstock für alles andere verwende.

Die Basis besteht für mich, aus den Bindern, die gleichzeitig für den nötigen Anteil an Kohlehydraten sorgen. Dann aus den Milchproteinen die durch ihre Wasserlöslichkeit für die Lockstofffreigabe sorgen und aus dem Härter, der die Festigkeit des Boilies einstellt. Dem Füge ich zu guter Letzt noch einen Aminosäurenlieferant hinzu, der ebenfalls wasserlöslich ist. Fertig ist die Basis.

Die Basis besteht dann aus folgenden Zutaten.

Sojamehl (Vollfett) -> Binder: Protein- und Kohlehydratlieferant
Hartweizengrieß -> Binder und Kohlehydratlieferant
Maismehl -> Binder und Kohlehydratlieferant
Milchpulver -> wasserlösliches Milchprotein
Egg Albumin -> Härter
Bierhefeextrakt - > wasserlösliche Zutat mit Aminosäuren


Ob ich nun einen Birdfoodmix, einen Fischmix oder einen Milchproteinmix erstelle. Die gerade genannten Zutaten bilden meine Basis, mit einem Gesamtanteil von 50 -75 %.
Wie hoch ich dort was dosiere, hängt immer davon ab, wie der Mix später aussehen soll.

Natürlich hat man die Möglichkeit diese Basis auch abzuändern und anstatt Sojamehl kann man auch Reismehl oder Erbsenproteinmehl nehmen. Anstatt Weizengrieß kann man auch Maisgrieß nehmen. usw.
Milchpulver z.B: ist eine allgemeiner Begriff, hinter dem sich z.B: Vitamealo, Big C Spray, MP 21, Kälbermilchpulver, Lämmermilchpulver oder was auch immer verbergen kann.
Anstatt Egg Albumin verwenden andere Angler z.B: auch Blutplasma oder Lactalbumin.

Wie man sieht, es gibt schon bei der Basis eines Mixes eine große Möglichkeit der Variation. Und das wird später, beim schlussendlichen Mix nicht viel besser.

Um nochmals kurz auf die Lockstoffe einzugehen. Wobei es hier um Mixzutaten geht, nicht um Flavour, Liquids o.ä.. Wenn man Boilies haben möchte die schnell den Fisch an den Platz locken, kommt man um wasserlösliche Zutaten nicht drumrum. In erster Linie bieten sich hierfür die so genannten Extrakte oder Additive an.
Zumeist bestehen die Pülverchen aus wasserlöslichen Bestandteilen die die Aminosäuren gut ans Wasser abgeben können.
Man muss bei der Dosierung aber darauf achten, daß es in Summe nicht zu viel wasserlösliche Substanzen sind, denn sonst geht der Mix später nicht mehr gut zum verarbeiten. Er wird dann dermaßen klebrig, daß ein Kneten und Rollen zum großen Grauen wird. Ausserdem kann es dann passieren, daß sich ein Boilie so schnell auflösen kann, daß er nicht ausreichend lange am Harr hält. Daher meine Empfehlung mit max. 25 oder besser noch, max. 20% wasserlöslichen Zutaten im Mix zu arbeiten. Für eine gute Lockwirkung ist das immer noch sehr gut.


Nachdem die Basis steht, kann man sich nun Gedanken darüber machen, wie der Mix bzw. Boilie später aussehen soll. Soll es ein Fischmix werden, soll es ein Birdfoodmix werden oder soll es ein Nuss oder auch Fleischmix werden? Oder vielleicht doch lieber ein Milchproteinmix?
Zu was man sich schließlich entscheidet, bleibt einem selbst überlassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Süße, Fruchtige Birdfoodboilies im Frühjahr bis in den Hochsommer hinein, ganz gut funktionieren. Fischmehlboilies sind meiner Erfahrung nach immer ein Versuch wert, spielen aber eher von Mai bis November Ihre Stärken aus, da zu dieser Zeit auch mehr natürliche, tierische Nahrung im Gewässer ist.
Milchproteinboilies halte ich gerade bei sehr kalten Wassertemperaturen (< 6 °C) für fängig, da sie genug Protein liefern, aber durch die Milchproteine gut wasserlöslich gestaltet werden können.
Nussboilies sind z.B. etwas ganz besonderes, wenn es draußen schön Warm wird.


Wie nun welche Mixe aussehen können, das findet Ihr in den folgenden Threads.

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Boilies selber machen

Nachdem wir nun die Zutaten erläutert und auch einige Mixe Online gestellt haben, möchte ich an dieser Stelle mal Schritt für Schritt erklären, wie man von den rohen Zutaten zum fertigen Boilie kommt.

Natürlich tut man sich beim Boilies rollen einfacher, wenn man das eine oder andere technische Hilfsmittel zur Verfügung hat.

Welche Utensilien hier zum Einsatz kommen, hängt aber stark davon ab, wie viel Kilo Boilies man überhaupt machen möchte.
Es gibt Leute die nicht mehr als ein oder zwei Kilos pro "Arbeitseinsatz" abrollen.
Dann gibt es Leute, die eher zwischen 3 und 10 kg Boilies auf einmal abrollen möchten.
Und es gibt auch Leute, die pro Rollaktion schnell mal 20, 30, 50 oder auch mehr Kilos abrollen.
Dementsprechend unterscheidet sich natürlich auch die Zusammensetzung der Gerätschaften.


Eines vorweg:
Ein Boilieroller ist etwas, daß für jede Boiliemenge sehr nützlich ist.

Natürlich ist es für Leute, die nur ein oder zwei kg abrollen wollen, nicht zwingend notwendig, einen Boilieroller zu besitzen.
Ein oder zwei Kilo kann man auch noch leicht mit den Händen zu Kugeln formen. Es sollte allerdings bedacht werden, daß die Boilies dann meistens nicht gleichmäßig rund werden und daß sie fast alle einen unterschiedlichen Durchmesser haben werden.
Wer z.B. mit dem Wurfrohr anfüttern möchte, sollte schon Boilies haben die schön rund sind, sonst lassen sie sich mit dem Wurfrohr nicht gut werfen. Bei zu unterschiedlichen Durchmessern hat man dann auch das Problem, daß die Boilies unterschiedlich weit "fliegen" und daß es sicher auch Boilies geben wird, die gleich gar nicht ins Wurfrohr passen. Bevor man dann x verschiedene Wurfrohre mit unterschiedlichsten Durchmessern kauft,…kauft man sich doch lieber gleich einen kleinen Boilieroller. Das kommt günstiger.

Ein kleiner Boilieroller, mit dem man auf einmal, gut 15 bis 16 Boilies heraus bekommt, kostet gerade mal 8,- oder 9,- €. Mammutroller gibt es inzwischen schon für um die 20,- €. Mit denen bekommt man dann 24 bis 48 Boilies auf einmal raus.

Zu Beginn reicht es aus, wenn man erst mal eine Größe hat. z.B. 18, 20 oder auch 22 mm Durchmesser. Wer unterschiedliche Durchmesser haben will, legt sich eben mit der Zeit weitere Boilieroller zu. Ich habe z.B. 18er, 20er und 22er Roller.
14er oder 16er Boilies sind ebenso Klasse,...jedoch ist der Arbeitsaufwand bei diesen kleine Murmlen schon recht heftig.

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